Unternehmer, wirf dein "fettes Ziel" über Bord!

Posted by Steven Loepfe

Good bye Ziel. Hello System! via @stratocoachZiele sind wichtig. Sie dienen als Motivation für den Unternehmer. Sie stiften Orientierung, Perspektive und Sinn. Wenn Ziele zudem noch messbar und somit auch "abhakbar" sind, umso besser. Zugegeben, auch ich habe meine Ziele, und Sie als Unternehmer sicherlich auch. Doch wenn ich ehrlich zu mir bin (und Sie zu sich...) und wir unsere bislang erreichten Ziele einmal kritisch im Rückspiegel betrachten, dann sehen wir, dass diese Ziele entstanden sind aus...

a) einer Kette von Zufällen ("zufälligerweise war ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee") oder 

b) einer noch kleineren Kette von Handlungen, Tätigkeiten und Aktivitäten. "Kleine Dinge", die über Zeit eine grosse Wirkung erzielen. 

Wir schauen uns beides kurz an.

Erstens: Unternehmer und Zufall

Einer Bekannter von mir ist in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Vor vielen Jahren hat er seine Firma gegründet, auf- und ausgebaut und dann an der Börse "gefloatet". Bei einem Bier sagte er mir einst, "...wir hatten einfach Schwein. Wenn wir unsere Firma ein Jahr später gegründet hätten, dann wäre die Wette wohl nicht so aufgegangen...". 

Zufall? Glück? Können? Wohl von allem etwas. Aber sicher nicht das Resultat des "grossen fetten Ziels", eines Tages an der Börse Cash zu machen. Nein, mein Bekannter wollte zusammen mit seinen Kollegen einfach "etwas" wagen, und sie hatten Glück (Zwischenfrage: kennen Sie den Spruch "...och...das hätte ich auch geschafft..."?).

Kennen Sie als Unternehmer solche Zufälle?

Nun nehmen Sie Ihre eigene Biografie zur Hand. Wandern Sie die Zeitachse nach hinten ab und notieren Sie alle Erfolge, Meilensteine und Momente, in denen der Champagner-Korken knallte. Waren das alles sauber orchestrierte, "industriell gefertigte" und systematisch produzierte Resultate? Oder waren das eher Resultate, die aus einem Brei von Zufall, Leistung, Können, Beharrlichkeit und vielem mehr entstanden sind?

Ein Besuch bei der Startup-Disco in Berlin

Als ich letztes Jahr an der Heureka Startup-Konferenz in Berlin als Speaker auftrat, kam ich mit vielen Jungunternehmern ins Gespräch. Allen gemeinsam war eine "einzigartige Idee" gepaart mit dem Wunsch "mal ganz gross rauszukommen" (andersrum: Ziel = Kasse machen). 

Gegen ein solch "grosses fettes Ziel" ist per se nichts einzuwenden. Doch die meisten, mit denen ich gesprochen habe, verkannten just die Kraft, die in den kleinen Dingen steckt. Kein Startup sprach von Dingen wie zum Beispiel...

- die drei wichtigsten Wunschkunden jeden Monat mit einem nutzenbringenden kostenlosen Goodie überraschen
- sein Team mit der eigenen Story täglich inspirieren
- die Liquidität tagesaktuell kontrollieren und planen
- Kosten konsequent im Griff halten
- Ausstände sauber managen und einfordern
- die eigene Geschäftsidee jeden Mittwoch mit ein paar potenziellen Kunden auf den Prüfstand hieven und kritisch hinterfragen
- die Leistung/das Produkt immer und immer wieder neu an die Bedürfnisse des Marktes anpassen und "tweaken"
- sich täglich um das Wohl der Kunden kümmern
- jeden Tag mindestens einen potenziellen Investor besuchen
- das Ganze in ein System überführen

Die Magie der kleinen Dinge...

Als Unternehmercoach sehe ich hinein in die Biografien von "erfolgreichen" (was immer "erfolgreich" heissen mag) Unternehmerinnen und Unternehmern. Als Trainer von Unternehmern sehe ich, wie sie ticken, was sie tun und was sie lassen. Dabei fällt eines immer wieder auf: Erfolgreiche Unternehmer und Entrepreneure mögen vielleicht so etwas wie ein Ziel vor Augen haben. Doch viel wichtiger ist es für diese strategisch denkenden Lenker, sich in kleinen Schritten auf ein gewünschtes Resultat hin zu bewegen. So lässt ich das, was die erfolgreichen von den "Überfliegern" unterscheidet, in einem Wort zusammenfassen: System!

Und dies bringt uns zum zweiten Punkt...

Zweitens: Unternehmer und System

Ich lebe nach einer einfachen Philosophie: "Wenn du etwas erreichen willst, dann fängst du klein an, machst im Stillen weiter, passt Dinge laufend an, und über die Zeit bist du dann vielleicht dort, wo du ursprünglich hin wolltest." Das dauert, ist nicht besonders sexy und dennoch, man kann einiges erreichen. Jeder kennt hier die Plattitüden von "...ein Weg beginnt mit einem ersten Schritt..." oder "...der Weg ist das Ziel...". Doch sie greifen im Kontext dieser Philosophie zu kurz. Weder der erste Schritt noch der Weg als Ziel sind ausschlaggebend, sondern...

"Das System ist das Ziel" 

Kennen Sie jemand in Ihrem Bekanntenkreis, der schon mal einen Marathon gelaufen ist? Oder ist Ihnen Joschka Fischer ein Begriff? Dann wissen Sie, wie wichtig rigides Training ist: Denn wer sein Trainings-Regime nicht systematisch einhält, läuft Gefahr, sein Ziel ("Marathon bestehen") nicht zu erreichen. So weit so gut. 

Kennen Sie auch solche, die nach dem sie ihr Ziel ("Marathon bestehen") wieder zurückkehren zum Gewohnten Muster (Hinweis: Fischer). Spätestens dann erkennen Sie, dass Ziele eben das sind was sie sind: Abhakbare Resultate, bar jeder Nachhaltigkeit.

Viel wichtiger und viel nachhaltiger als das Ziel, ist das System, das zum Resultat führt. Wenn sich Abertausende von Läufern statt auf das einmalige Erlebnis ("Einlaufen im Central Park beim New York Marathon") auf die fortwährende Optimierung ihres Trainings-Regimes konzentrieren würden, dann würden sie wohl noch mit über 90 Jahren problemlos eine Langstrecke laufen können.

Was wir von Aldi und Danaher lernen

In meiner Kommunikationsagentur betreuen wir seit Jahren zwei Kunden, die mich immer wieder besonders beeindrucken. Aldi und Danaher. Warum? Weil beide eben auf System setzen statt aufs erreichen von fetten Zielen. 

Bei Aldi ist dieses System es ein konsequent einfaches Angebot, das hinterlegt ist mit einem genial orchestrierten System von Ressourcen. Ein System, das man über die Jahrzehnte so verfeinert hat, dass "es" nachhaltig funktioniert.

Beim US-amerikanischen Konzern Danaher (kennen Sie nicht?) ist es dasselbe: Entlang der Philosophie von "Kaizen" durchdringt seit Jahrzehnten das "Danaher Business System" jede Faser des Unternehmens. Das optimiert nicht nur die Leistungserbringung, sondern sichert dem Unternehmen an der Börse Jahr für Jahr eine Performance, die noch besser ist, als diejenige von Berkshire Hathaway.

Bye bye Ziel...Hello System!

Zusammengefasst und auf einen Nenner: Wenn Sie ihr Unternehmen als System verstehen, das ausgestattet ist mit Komponenten und Ressourcen, die man fortwährend anpassen/ verbessern/ austauschen kann, dann wird dieses Unternehmen über die Zeit das "produzieren" was Sie sich wünschen: Begeisterte Kunden, zufriedene Mitarbeiter und eines Tages vielleicht einen glücklichen Käufer (Käufer suchen notabene nach Systemen, die nachweislich Resultate produzieren funktionieren und nicht nach Persönlichkeiten, die zufällig ein Ziel abhaken).

Wenn Sie Ihr Unternehmen jedoch als Maschine anschauen, das ein bestimmtes Ziel zu erreichen hat ("Umsatz bis 2018 verdoppeln", "Nummer Eins in EU", "der beliebteste Arbeitgeber Deutschlands", dann werden Sie womöglich grandios scheitern. Warum? Weil der Zufall wohl nicht wie gewünscht an Ihre Tür klopfen wird.

Unternehmer wie Sie und ich brauchen keine zufälligen Ziele. Wir brauchen nachhaltig produzierbare Resultate auf der Grundlage eines optimal funktionierenden Systems. Deshalb meine Frage an Sie:

Wann werfen Sie Ihr "grosses fettes Ziel" über Bord?


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(Dies ist der siebte Beitrag der Reihe 10 1/2 "Kisten", die jeder Unternehmer loswerden muss.)

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