Die 6 grössten Untaten des Entrepreneurs

Posted by Steven Loepfe

Steven Loepfe @heureka @stratocoachMitte Mai war ich als Speaker zu einem Startup-Treffen in Berlin eingeladen. Tolle Sache, gute Stimmung, spannendes Publikum. Viele der Anwesenden Startups marinierten eine vage Idee in ihrem Kopf, trugen MacBook Airs in ihrer Freitag-Tasche, pflegten einen Blog und eine kleine Armee an Twitter-Followern und waren - ohne es selbst zu merken - Opfer. Und zwar Opfer einer fundamentalen Fehleinschätzung ihrer selbst: Sie schimpften sich "Unternehmer". Warum ist das so relevant? Lesen Sie weiter...

Der enttarnende Pitch…

Als Speaker hatte ich das Privileg, einen Raum hinter der Bühne zu nutzen, so zur Vorbereitung. Als Medienschaffende, Blogger und Speaker in diesem "Green Room" rumwuselten, überhörte ich den Pitch eines Vertreters der "Generation Startup". Ein junger Mann, bohemisch-gepflegt, Mitte 20, durchaus sympathisch.

Er pitchte in einer Minute den britischen Angel-Investor Peter Read mit einer vagen Idee (die logischerweise noch nicht flog). Was er genau pitchte, habe ich vergessen. Was mir aber blieb, war, dass auf seinem Namensschild ein Wort stand, das ihn dieser fundamentalen Fehleinschätzung überführte. Er bezeichnete sich schon jetzt als "Entrepreneur".

…und die Realität der Selbsterkenntnis

Nicht, dass ich jetzt Sie Ihrer Hoffnungen und Träume berauben möchte, aber die nackte Wahrheit ist, dass die die grosse Mehrheit von Ihnen nicht aus dem Holz geschnitzt ist, aus dem wirklich grosse Entrepreneure wachsen. Ich weiss, dass Sie dies nicht hören wollen. Aber es ist wahr. Und je früher Sie merken, dass Sie nicht der nächste Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg sind, desto besser für Sie. Ich jedenfalls habe diese Selbsterkenntnis schon längst hinter mir. Und es lebt sich ganz gut damit. Ehrlich.

Mindset, Taten und…

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es macht Sinn, nach den Sternen zu greifen. Gross zu denken. Sich selbst neu zu erfinden. Sein Plateau zu überwinden und sich einen "Pareto Mindset" anzueigenen. Doch ein geschärfter Mindset reicht nicht aus. Und auch die daraus abgeleiteten Taten, Checklisten oder To-Do's greifen zu kurz.

Nein, nachdem ich seit bald 30 Jahren als kritisch hinterfragender Unternehmer und Coach tätig bin, sehe ich eine viel wichtigere Kategorie als Denken und Taten. Ich nenne sie hier der Einfachheit halber "Un-Taten". Also Dinge, die Unternehmer und Entrepreneure schlicht und ergreifend nicht tun, um voranzukommen.

…die 6 grössten Un-Taten des Entrepreneurs

1. Entrepreneure pflegen keine Work-Life-Balance

Entrepreneure sind Workaholics. Die Arbeit kommt zuerst. Dafür leben sie. Entrepreneure sind keine freidenkenden, spassorientierten Menschen, die dann als Weekend Warrior am Wochenende die Sau rauslassen. Nein, sie lieben 24/7, was sie tun, weil sie tun was ihnen und ihren Stärken entspricht. Nur das gibt Kraft. Sie leben das, was Mitch Joel als den "Blend Lifestyle" bezeichnet: Da hat's auch in harten, arbeitsintensiven Zeiten Platz für eine Einheit Tai Chi, einen Kinobesuch, ein Bier mit Buddies oder ein Hockey-Spiel mit den Kids. (NB: Ich schreibe diese Zeilen am Mittwochmorgen, vor und nach dem Frühstück mit der Familie...)

2. Entrepreneure versuchen nicht, jemand anders zu sein.

Eine der schädlichsten Mythen der Neuzeit ist ein Konzept namens "Personal Branding". Sie sind kein Produkt und Sie können nicht ändern, wer Sie sind. Es macht auch keinen Sinn, jemand zu modellieren oder nachzumachen. Und überhaupt: Entrepreneure denken nicht an sich. Sie denken an ihre Ideen, wie sie sie in tolle Produkte wandeln und wie sie Wert schaffen können für Kunden und Gesellschaft. So bleiben sie sich stets treu.

3. Entrepreneure tun's nicht fürs Geld.

Eines der meistgehörten Wörter am erwähnten Anlass in Berlin war - neben "Entrepreneur" und "Startup" - das Wort "Exit". Andersrum: Der Traum von Manna und Geldsegen. Entrepreneure wimmern nicht, wieviel sie arbeiten und wie wenig sie dabei verdienen. Sie tun's einfach. Und weil sie mit Leidenschaft dahinter gehen sind sie fokussiert wie eine Laserkanone. Das Geld kommt dann, vielleicht, eines Tages. Und - eventuell - ganz gross geschüttet. (Ich warte noch auf beides...)

4. Entrepreneure geben Angst keine Chance.

Entrepreneure hören nicht auf die inneren Stimmen von Schweinehund, Pessimist oder Nörgeler. Und doch kennen sie ihre Risiken ganz genau. Gerade deshalb lassen sie sich leiten von ihrem realistischem Optimismus.

Entrepreneure sind nicht furchtlos wie die Samurai. Doch ähnlich wie im Hagakure, dem Ehrenkodex der japanischen Krieger beschrieben, haben Entrepreneure keine Furcht vor dem was kommen mag. Scheitern inklusive. Nur so kommen sie schneller voran als andere. Wo auch immer die Reise hingeht.

5. Entrepreneure hegen keine grossen Visionen

Ich kenne wirklich Hunderte von erfolgreichen Unternehmern. Aus allen Herren Branchen. Praktisch keiner von ihnen hatte unter dem Baum der Erkenntnis genau die Eingebung, die eines Tages Welt und Menschheit ein für alle Mal verändern sollte. Nein, Sie, ich, wir alle fingen mit kleinen Brötchen an.

Bei mir war's mit 14 die Freude am Vermieten eines Stroboskops. Dann die Lust an PR und Marketing. Bei Ihnen war's vielleicht der Drang nach Freiheit und Unabhänigkeit nach jahrelanger Knechtschaft unter einem unfähigen Vorgesetzten. Keine Ahnung. Aber die wenigsten von uns nahmen sich die Zeit, um die Welt neu zu ordnen. Mark Zuckerberg, zum Beispiel, wollte keine Firma schaffen. Er wollte bloss das Aussehen seiner Kommilitonen (und Kommilitoninnen) bewerten.

6. Entrepreneure folgen keinen "virtuellen" Mentoren

Viele von uns folgen dieser Tage irgendwelchen Schreibenden, Bloggern, Speakern oder Tweetern (der Umstand, dass Sie diese Zeilen lesen, liefert hierzu auch ein erstes Indiz hierfür...) Dagegen ist per se ja nichts einzuwenden. Doch um irgendwo hin zu kommen, um sein Plateau zu überwinden, um die nächste Stufe der Rakete zu zünden...da müssen echte Menschen ran.

In einer echten Welt braucht es echte Mentoren. Bei uns im Programm tauschen wir Unternehmer uns auf Augenhöhe aus. Alle 90 Tage. Doch egal ob bei Stratocoach oder nicht. Jeder sollten sich einen "echten" Mentor leisten. Neben dem täglichen Schreiben in einem Journal ist der Austausch mit Mentoren der wohl wichtigste Garant für Wachstum und Wohlergehen.

Zum Schluss noch dies...

Am Wichtigsten scheint mir aber, dass sich Unternehmer und Entrepreneure nicht als solche bezeichnen. Sie tun nicht, was jeder andere tut. Sie folgen weder Status Quo, konventioneller Weisheit noch irgendwelchen Trends. Mit Optimismus und Zuversicht meisseln sich ihren eigenen strategischen Pfad in den harten Boden der Realität. Sie sind die Führungskräfte ihrer eigenen Bestimmung. Das ist, was sie antreibt. Und gerade deswegen sind sie erfolgreich.

 
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© Foto: @heureka
Inspiriert via @stevetobak
 

Tags: Realistischer Optimismus, Stratocoach, Unternehmer, Unternehmertum, Wachstum, Coach für Unternehmer, Motivation, Coaching, Zukunft

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