Es passiert mir. Und ich weiss...es passiert auch Ihnen: Ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit und schon ist sie weg: Unsere wertvolle Zeit. Gestohlen. Weg. Unwiederbringlich futsch. Ich spreche hier nicht von der selbstverschuldetem Fehlverhalten in Sachen Zeit-Un-Management. Sondern von arglistig ausgeführtem Zeit-Diebstahl Dritter. Am helllichten Tag begangene Taten. Ausgeführt von dreisten Menschen. Von zeitfressenden Dingen und in zeitraubenden Situationen.
Kleine Kostprobe gefällig? Aus meiner Erfahrung als Unternehmercoach seien hier ein paar Zeitdiebe aufgeführt, denen Unternehmer gerne zum Opfer fallen:
- Das drängende Problem, das ein Mitarbeiter lösen sollte, das aber als Bumerang wieder auf Ihrem Pult landet: Ein Zeitdieb.
- Eine alte Kundin [3 Jahre Funkstille], die auf Jobsuche ist, anruft und einfach mal "....wieder mit dir lunchen..." möchte: Eine Zeitdiebin (diese Diebinnen nenne ich intern "Callgirls"...und davon gibt's zuhauf)
- Der Besuch eines Nett-Working-Anlasses der lokalen Wirtschaftskammer: Ein Zeitdieb
- Das Installieren von OSX Mavericks: Ein Zeitdieb
- Der Anruf ins Callcenter eines orangefarbenen Telekom-Anbieters: Ein Zeitdieb
- Eine nicht mit oder nach Agenda geführte Besprechung: Ein Zeitdieb
- Das Verfolgen einer frischen, neuen Geschäftsidee (statt dem Verbessern der bestehenden): Ein grosser Zeitdieb
- Das Weiterführen eines Vorstellungsgespräches, obschon man nach 20 Sekunden glasklar weiss "...daraus wird nichts...": Ein Zeitdieb
- Das Arbeiten an den operativen Dingen des Alltags und das damit verbundene Eintauchen in den Nebel der Komplexität: Der wohl grösste Zeitdieb des Unternehmers.
Wenn Zeitdiebe in der Vergangenheit an meine Tür als Unternehmer geklopft haben, habe ich es nie bereut, sie wieder rauszuschmeissen. Was ich aber jedes Mal bereut habe, ist, dass ich
- dem Zeitdieb die Tür überhaupt erst aufgemacht, ich
- just diesem Zeitdieb dann noch einen Stuhl angeboten und ich
- obendrauf noch viel zu lange mit dem Rausschmeissen zugewartet habe.
Das darf nicht sein. Auf für Sie nicht. Wir Unternehmer dürfen Zeitdieben (und besagten "Callgirls") keine Chance geben. Sie rauben die Kraft, die Sicht und die Motivation des Unternehmers. Alles benötigen wir, um unsere "Strategie des Mehrwerts für Kunden" konsequent weiter zu verfolgen.
Die meisten von uns Unternehmer und Entrepreneure frönen dem Paradigma des "Nett-Seins" mit- und untereinander. Nett und im christlichen Sinne nächstenliebend sein ist okay. Aber nicht im Umgang mit Zeitdieben. Oder würden Sie abends zu Hause die Tür blind aufschliessen, nur weil grad jemand anklopft und nett um eine milde Gabe bittet?
Wenn Sie also mit dem Lesen dieses Artikels fertig sind, lade ich Sie ein. Zu vier konkreten Arbeitsschritten:
1. Identifikation: Nehmen Sie gleich jetzt Ihr Unternehmerjournal hervor und machen Sie Ihre persönliche Liste von "Zeitdieben". Sie sollten mindestens deren 20 finden. Werden Sie sich bewusst, wie viel Zeit Ihnen von "bislang" bis "hier und jetzt" geraubt wurde/wird.
2. Prävention: Installieren Sie einen imaginären "Einbruch-Alarm", der jedes Mal abgeht, wenn ein Zeitdieb an Ihre Tür klopft und versucht, einzubrechen. Und feiern Sie das erfolgreiche Abwimmeln mit einem Bier (klar, es darf auch Mineral sein).
3. Intervention: Wenn es ein Zeitdieb dennoch schafft, tief in Ihr Abwehrdispositiv einzudringen, dann weisen Sie ihm/ihr sofort die Tür. Nutzen Sie notfalls einen Taser. Nochmals: Nett sein bringt hier nichts. Keine Zeit für Kuscheleinheiten und Nettigkeiten mit Zeitdieben, wenn die Zeit besser fürs Verfolgen von strategischen Ideen zum Nutzen von Kunden genutzt werden kann.
4. Negation: Wenn er/sie/es dann trotz Intervention nicht pariert, dann gibt's nur eins. Dann strafen Sie den Zeitdieb mit Nichtbeachtung. Das Negieren von Personen, Dingen und Situationen ist die höchste Form der Entwürdigung. Und wer den Zeitdieb entwürdigt, kann sicher sein, dass er nie mehr anklopfen oder einbrechen wird. Zumindest nicht mehr bei Ihnen.
Deshalb meine Frage an Sie: Wann werfen Sie all die Zeitdiebe (Punkt 1 oben) endlich über Bord?
(Dies ist der neunte Beitrag aus der Reihe 10 1/2 "Kisten", die jeder Unternehmer loswerden muss.)


