Zweiter Teil der Serie "10 1/2 "Kisten", die jeder Unternehmer loswerden muss."
Sorgen sind wie Bettlaken.
Je mehr man sich drin windet, desto mehr Falten kriegt man.
Die meisten Ängste, Befürchtungen und Sorgen des Unternehmers kommen vom "Zeitreisen". "Zeitreisen" ist ein Konzept, das ich erstmals in James Altucher's "Choose Yourself" entdeckt habe. Statt "Zeitreise" nenn' ich's hier die "Zeitmaschine des Unternehmers". Und die muss weg. Denn diese "Kiste" ist für das meiste Übel, für Motivationslosigkeit, für Frust, für Enttäuschung, für Katerstimmung oder schlicht für miese Laune verantwortlich. Mit der "Zeitmaschine" kann man (sollte aber nicht) in zwei Dimensionen reisen: In die Vergangenheit und in die Zukunft.
Zurück zu den Anfängen ...
Wer von uns Unternehmern hat nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Zurück an den Anfang, als man noch "jung", das Geschäften "viel einfacher", die Kunden "freundschaftlich" die Mitarbeitenden "motiviert" etc. waren.
Geben Sie's zu. Sie kennen diese Zeitreise in die Vergangenheit. Man packt die Koffer meist dann, wenn man im Heute im Nebel der operativen Hektik feststeckt, nicht vom Fleck kommt und "alles einfach hinschmeissen" möchte. Seien Sie ehrlich zu sich, Sie kennen dieses Gefühl. Und das ist ok - aber nur für einen Moment.
... und sofort wieder zurück ...
Denn auf der Reise in die Vergangenheit zu den goldigen Memoiren der Firmengeschichte braucht Ihre "Zeitmaschine" so viel Sprit, dass man oftmals nicht mehr so richtig in die Gegenwart zurückkehren kann.
Das Resultat: Man bleibt in der verklärten Nostalgie der Vergangenheit stecken, mariniert in den Memoiren und sonnt sich im einst Gewesenen. Wer in dieser "Falle" steckt, erkennt dies - meist oft viel zu spät - an der erschlaffenden Neugier, der schwindenden Risikofreudigkeit oder schlicht beim Ausbleiben von innovativen, neuen Ideen. Man ist zwar physisch in der (komplex gewordenen) Gegenwart aber besinnt sich lieber auf das, "was man schon immer g'macht hat...".
Viele Unternehmer holen sich dann den "Kick der Gründerjahre" zurück, indem sie eine neue Firma aufmachen, eine Akquisition tätigen oder sonst eine "Kompensationshandlung" vornehmen und das bestehende Geschäft anderen überlassen. Ich weiss, wovon ich spreche. Ich war schon dort. Und Sie wahrscheinlich auch.
... weiter Richtung Zukunft
Doch die "Zeitmaschine des Unternehmers" funktioniert auch in Richtung Zukunft. Und dort entfaltet Sie eine noch viel desaströsere Wirkung. Denn in der Zukunft liegt die Ungewissheit, die Unsicherheit, das Neue, Unbekannte, das Fremde, das Risiko.
Gerade gestandene Unternehmer (zumindest aus meiner Beobachtung als Unternehmercoach) reisen mit ihrer Zeitmaschine oft in diese Richtung. Das Resultat hier: Sorgen, Sorgen und nochmals Sorgen.
Die Sorgen des Unternehmers
Als Unternehmer und Entrepreneure sorgen wir uns. Täglich. Oft. Und fest. Wir machen uns nicht nur Sorgen wegen unseren...
- Kunden ("...kauft er morgen wieder bei uns ein?"), sondern auch in punkto unserer
- Leistung ("...will das der Markt wirklich?"), unseren
- Mitarbeitenden ("...kann ich meinem Team eine Perspektive bieten?"), deren
- Familien ("...haben die genug zu essen?"),
- Lieferanten ("...beliefern sie uns auch in Zukunft?"),
- Partner ("...bin ich beim Deal dabei oder nicht?"),
- Geldgeber ("...drehen sie uns den Hahn zu?"),
- Firmenhund (na gut, der bleibt einem treu...),
- Steueramt ("...stellen die Nachforderungen?") bis hin zur
- Putzfrau, die von einem kargen Lohn abhängig ist ("...verhungert sie?").
Was rückwärtsgerichtet die Memoiren sind, sind zukunftsgerichtet die Spekulationen: Mutmassungen über Dinge, die wir, wenn überhaupt, nur geringfügig beeinflussen können. Dinge, die aber in unserem Kopf so viel Raum einnehmen, dass wir in der Gegenwart nicht mehr klar denken, geschweige denn den Moment hier und jetzt aufmerksam und voll präsent geniessen können.
Weg mit der Zeitmaschine!
Zeitreisen - ob in die Vergangenheit oder in die Zukunft - sind weder gut noch schlecht. Sie sind das, was sie sind: Ressourcen-fressende Aufmerksamkeitsfallen, die dem Unternehmer die Energie rauben, die er oder sie braucht, jetzt und im Moment das anzupacken, was es anzupacken gilt. Nämlich Dinge, die Wert schaffen für Kunden, für Mitarbeitende und für sich selbst.
Drum:
Memoiren sind wie Treibsand.
Je länger man sich darin aufhält, desto tiefer bleibt man darin stecken.
Und Zukunftssorgen sind wie Bettlaken.
Je mehr man sich drin windet, desto mehr Falten kriegt man.
Wann werfen Sie Ihre "Zeitmaschine" von Bord?
Foto: Mika Muffin


