In meiner Rolle als Unternehmercoach mache ich im Austausch mit Unternehmern eine spannende Feststellung:
Vielen Unternehmern mangelt's an Selbstvertrauen.
Nicht dass jeder Unternehmer oder jede Unternehmerin mit einem aufgeblasenen Ego durch die Welt marschieren sollte. Aber es mangelt vielen an einem gesunden Mass an Souveränität in punkto Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten, Fertigkeiten und Skills. Vor allem aber fehlt es vielen an "Stehauf-Kompetenz" - der Fähigkeit, die das "Aufstehen, Abstauben und Weitergehen" nach Rückschlägen stärkt.
Selbstvertrauen: Lebenssaft für Unternehmer
Selbstvertrauen ist für uns Unternehmerinnen und Unternehmer lebensnotwendig. Wir gehen täglich Risiken ein, betreten mit unseren Produkten Neuland, gehen Wetten auf die Zukunft ein. Wer hier hadert und zögert, wer nicht an sich und wer nicht an die Wirkung seiner Tatkraft glaubt, der hat verloren. Warum?
Ob im erfahrenen Kleinbetrieb oder im etablierten Familienunternehmen - es gibt immer etwas, was wir besser machen könnten. Es gibt immer Dinge, die schieflaufen können. Es gibt immer Menschen, die Erwartungen enttäuschen oder Situationen, die an unseren Kräften zehren.
Doch als Unternehmer und Entrepreneur haben Sie und ich im Laufe der Jahre gelernt, auf dieser Achterbahn des Unternehmerlebens mitzufahren (und die, dies nicht gelernt haben, die spickt's rein statistisch gesehen nach 4,1 Jahren aus der Bahn; Quelle: ZEW-Gründerstudie).
Das dunkle Tal des Misserfolgs...
Doch nicht jede Wette geht auf. Nicht jede Entscheidung bringt das erhoffte Resultat. Nicht jeder Schritt ist ein Schritt nach vorn. Wer dann hier im Sand liegend oder mit dem Kopf auf den Brettern aufschlagend nicht sofort wieder aufsteht und auf die oben erwähnte, gesunde "Stehauf-Kompetenz" bauen kann, betritt ein dunkles Tal. Ein Tal, in dem die Motivation des Unternehmers und das Selbstvertrauen im Sinne einer Notreserve schnell aufgebraucht wird.
Als ich meine erste PR-Firma vor bald 20 Jahren startete, war mein Ego ziemlich aufgepumpt, um nicht zu sagen - ich war arrogant. Ich dachte mit meinen 20+ Lenzen, dass es ein Kinderspiel würde, meine Bude zum Blühen zu bringen. War es auch. Doch just als wir immer mehr gute Kunden gewannen (unser erster grosser "Hit" war im Jahre 1996 ein SAT.1-Mandat) begann meinem aufgeblasenen Ego die Luft zu entweichen.
...und die Unwägbarkeiten des Alltags.
Ein giftiger Cocktail im Umgang mit nicht allzu erfreuten Kunden (als wachsende Firma machten wir dann und wann Fehler), immer mehr ablehnende Haltung von Seiten der Medien (die Stories, die wir pitchten waren wirklich nicht besonders sexy) und das Schwinden von fetten Budgets - das alles machte es auf Dauer schwierig, ein gesundes Level an Selbstvertrauen aufrecht zu halten.
Auch heute noch, bald 20 Jahre nach dem Start, kann es für mich ab und zu herausfordernd sein, auf der Achterbahn des Unternehmerlebens das Kinn hoch und das Selbstvertrauen aufrecht zu halten. Aber mit zunehmenden Alter wird man aus Erfahrung gelassener ob der Unwägbarkeiten, die einem begegnen. Zudem kenne ich als Coach für Unternehmer mittlerweile ein paar ganz gute Strategien, um das dunkle Tal mit einem grossen Satz zu überwinden.
Hier sind die ersten beiden der
5 Tipps für mehr Selbstvertrauen für Unternehmer
1. Gönnen Sie sich höchstens 60 Minuten Selbstmitleid
Vor ein paar Monaten hat ein Kunde unserer Kommunikations-Firma still entschieden, nicht mehr mit uns weiterzuarbeiten. Dies obschon wir noch laufende Projekte gehabt hätten. Trotz all unseren besten Bemühungen, konnten wir nicht die Resultate erzielen, die sich der Kunde erhofft hatte.
In solchen Momenten ist man geneigt, sich zu lange ob der Situation zu hinterfragen. Wieso? Weshalb? Warum? Und dann, nach maximal 60 Minuten "Selbstmitleid" ist es Zeit, aufzustehen, sich abzustauben und weiterzugehen.
Ich sagte mir: "Aber hey, wer sagt denn, dass nur wir uns hinterfragen sollten. Es gibt ja zwei Seiten der Medaille. Und sowieso, wir können ob der Trennung ja dankbar sein für die neu, für andere Kunden freigewordene Zeit!"
Also, nach 60 Minuten Gram, liebe Lesende, ist es Zeit fürs Neue. Neue Kunden, neue Ideen, neuer Wert, neues Wachstum. Wer länger dran nagt, hat das Nachsehen. Denn die Karawane zieht weiter.
2. Holen Sie Feedback von aussen ein.
Ich hatte diesen Sommer ein Meeting bei einem Pharma-Riesen. Das Thema: Strategie und Kommunikation. Das Meeting: Der Horror. Das Resultat: Operativer Krimskrams und fehlende Wertschätzung des Geleisteten gepaart mit Geringschätzung des Anwesenden (lies: des Schreibenden). Das zehrt. Auch am Selbstvertrauen.
Auf dem Heimweg im Auto wälzte ich verschiedene Optionen für das weitere Vorgehen. Ich tat, was ich oft tue: Ich rief zwei Unternehmerkollegen an. In diesem Fall waren's Robi und Tom. Ich erklärte ihnen die Situation, holte deren Rat ein. So hatte ich nach 60 Minuten Selbstmitleidsfahrt im Auto (s. oben) dank dem Feedback von aussen ein klares Bild fürs weitere Vorgehen, gepaart mit einem wieder erstarkten Selbstvertrauen.
Ich weiss, dass es manchmal heikel ist, jemanden um Feedback zu bitten. Die Hemmschwelle ist gross. Deshalb fragen wir meist "innen" , bei Freunden, Mitarbeitenden, Partnern und anderen Nahestehenden. Dann erhalten wir meist "Gefälligkeits-Gutachten", die uns nicht viel weiterhelfen.
Wenn wir jedoch den Kreis ausweiten, und Menschen ausserhalb unserer Branche, unseres engsten Kreises oder gar unsere Kunden direkt um Feedback fragen, dann wird das Feedback substanzieller und Sie fühlen sich mit "Ihrem" Problem nicht mehr alleine. Und überhaupt: Wenn Sie auch ausserhalb einer "Krise" um Feedback bitten, dann hören Sie bestimmt auch positive Dinge, die Ihr Selbstvertrauen weiter erstarken lassen.
Also, nach 60 Minuten Marinieren im Selbstmitleid, bitten Sie das nächste Mal Aussenstehende um "fadengerades" Feedback und stärken Sie so Ihr Selbstvertrauen wieder.
Nächste Woche teile ich mit Ihnen gerne drei weitere einfache Strategien zur Stärkung von Motivation und Selbstvertrauen für Sie als Unternehmerin oder Unternehmer. Bis dahin eine kleine Frage: Wie packen Sie's an? Wie kommen Sie aus dem "Tal" raus?
Ich freue mich auf Ihre Zuschriften.
Foto: via @nerverush


