Zu Beginn dieses Beitrags äußere ich gleich zwei Vermutungen: Erstens vermute ich, dass Sie als Leserin oder Leser dieser Zeilen hier gelandet sind, weil Sie weiterkommen wollen - sei's als Unternehmerpersönlichkeit oder mit Ihrem Unternehmen. Zweitens vermute ich, dass Sie auf Ihrer Suche nach Tipps und Tricks zu mehr Wachstum bislang zwei verschiedene Arten von Informationen gefunden haben....

1. Checklisten-Sushi

Auf Ihrer Suche sind Ihnen bestimmt die klassisch-seichten "Checklisten" wie "Die 10 Schritte zu mehr Marketing-Power", "8 Dinge, damit Sie mehr aus Ihrer Zeit herausholen" oder "Mehr Motivation - diese 3 Dinge helfen" begegnet. Zugegeben, das Lesen solcher Checklisten macht Spaß (und sie verlocken zum Lesen, wie der Titel dieses Beitrags ja auch suggeriert). Der Vorteil dieser Art von Tipps: Sie sprechen an, motivieren zum Lesen und machen Mut. Das Problem ist aber meist: Checklisten sind wie Sushi...man kann nehmen, was man will. Sie schmecken zu Beginn unglaublich gut. Sie stillen den Hunger...aber schon nach wenigen Stunden knurrt der Magen.

2. Branson-itis

Neben diesen "Checklisten zum Erfolg" haben Sie bestimmt eine zweite Art von Information gefunden: Ich nenn's hier der Einfachheit halber "Branson-itis". Sprich die Verkörperung von Erfolg am Beispiel eines "Unternehmer-Stars". Die Idee: Erstens, man nehme eine Unternehmer-Persönlichkeit als Vorbild (meist Richard Branson). Zweitens präsentiere, portraitiere und modelliere man diese Person in der irrigen Meinung, dass "...wenn's der Branson so macht, dann müsste es wohl auch bei mir so klappen...". Zur Branson-itis-Kategorie zählen übrigens auch Biografien über, Keynotes von und Laudatios an die Adresse der immergleichen Liste erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmer...an Award-Verleihungen oder ähnlichem.

Respekt fürs Geleistete

Ich möchte das Verdienst aller erfolgreicher Unternehmer keineswegs schmälern. Im Gegenteil. Kudos und Respekt all jenen, die Wert schaffen, wo vorher keiner war. Das Problem ist nur: Jeder Entrepreneur tickt anders, bewegt sich in einem einzigartigen Umfeld und genießt Umstände, die einzigartiger nicht sein könnten. Der Schluss liegt daher nahe, dass es im Unternehmertum keine Gesetzmäßigkeiten gibt. Aber halt...stimmt das wirklich?

Die einsame Stimme der Wissenschaft

Während uns Coaches, Berater und Motivations-Gurus mit ihren Checklisten und "How-to's" zudecken, gibt es zum Glück noch die Wissenschaft. Diese nähert sich einem Thema sachlich und ohne "Bias". Auch dem Thema der "Entrepreneurship". Und so ist dies geschehen, als 2004 eine Studie publiziert wurde, die auch heute noch etwas (zu) wenig Beachtung genießt. Eine Studie, die sich aus der Perspektive des Wachstums an die Frage herantastet:

Welche Gesetzmäßigkeiten bestehen zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen eines Unternehmers/einer Unternehmerin und dem Wachstum seines/ihres Unternehmens.

Die Resultate sind verblüffend. Aber erst einmal sei die Frage erlaubt...

Warum ist das so wichtig?

Klar, aus Sicht des Unternehmers mögen die Antworten aus der Wissenschaft auf diese Frage von Relevanz sein. Aber noch wichtiger sind sie aus meiner Erfahrung aus Sicht des Investors. Ja aus der Sicht von jemandem, der Geld in einen unternehmerisch geführten Betrieb investiert, und zwar in der Hoffnung, eines Tages ein Mehrfaches seines Einsatzes wieder herauszuholen. Wer also Geld auf ein Unternehmen setzt, will wissen, welche Umstände seine Wette am ehesten beeinflussen. Und hier, sagt uns die Wissenschaft, ist eben der Mindset des Unternehmers von entscheidender Bedeutung.

Unternehmertum ist nicht (immer) wie Roulette

Bevor wir einsteigen - etwas Autobiografisches vorweg: Viele wissen, dass ich seit 1979 unternehmerisch tätig bin. Ab und zu im Dreck landend. Öfter im Erfolg badend. Aber immer auferstehend. Und wenn ich mich umschaue, so leben meine Unternehmer-Kollegen und die Teilnehmer unseres Stratocoach-Programms nach demselben Credo: "Weiterkommen bedeutet, einmal mehr aufstehen als umfallen".

Wenn nun ein Investor kommen würde, und in eine meiner Firmen investieren wöllte, dann würde er diese "gute" Charaktereigenschaft des "Aufstehens" vielleicht erkennen. Vielleicht aber auch nicht. Würde er investieren wollen, würde ein wenig Roulette spielen. Doch Investoren wollen nicht spielen. Sie wollen Gewissheit. Und hier setzt die Studie von J. Robert Baum and Edwin A. Locke von der University of Maryland ein.

Sechs Erkenntnisse aus der Wissenschaft

Die beiden Wissenschafter befassen sich seit Jahrzehnten mit dem Zusammenhang zwischen Persönlichkeits-Merkmalen, Skills und Motivation und dem daraus resultierenden Wachstum ihrer Unternehmen. In ihrer Studie "The Relationship of Entrepreneurial Traits, Skill, and Motivation to Subsequent Venture Growth" haben die beiden Wissenschafter folgende Konklusion gezogen:

1. Der Mindset des Unternehmers sowie gewisse Charaktereigenschaften und Skills beflügeln das Wachstum (welche das sind, das steht unten...)

2. Die Art und Weise, wie die unternehmerische Vision kommuniziert wird beflügelt das Wachstum stärker als jede andere Variable

3. Die Korrelation zwischen Mindset und Wachstum wirkt in kleineren Unternehmen mehr als in größeren.

4.Skills und Mindset, können (und sollten) geschärft werden, um das Unternehmenswachstum zu stärken.

5. Ressourcenfindigkeit als Charaktereigenschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung (was mit Ressourcenfindigkeit gemeint ist...bitte weiterlesen...)

Die sechs Charaktereigenschaften des wachstumshungrigen Unternehmers

Auf die Gefahr hin, dass dieser Beitrag ebenfalls in die Kategorie "Checklisten-Sushi" abdriftet, seien die sechs Charaktereigenschaften hier dennoch kurz aufgeführt (in Klammer gesetzt habe ich das. was sich der Unternehmer dabei selbst zuflüstert...):

1. Eigenschaft: Zielschärfe

...die Fähigkeit, ein hochauflösendes Bild eines gewünschten Zustands (in der Zukunft) zu formulieren... ("...ja, genau das will ich erreichen und zwar so und so...")

2. Eigenschaft: Visionsvermittlung

...die Fähigkeit, das hochauflösende Zukunftsbild so zu vermitteln, dass Menschen/Mitarbeitende einen Sinn darin sehen und eigenmotiviert ihren Beitrag leisten und am "Karren" ziehen...("...hört alle mal zu: Das ist, was ich will. Und es macht aus diesem Grund Sinn...machst du mit?")

3. Eigenschaft: Ressourcenfindigkeit

...der kreative Mindset des Unternehmers, der sich dadurch auszeichnet, dass der Entrepreneur trotz knappen Mitteln und Ressourcen das Beste herausholt - so wie Mac Gyver...Sie wissen schon, der aus der TV-Serie mit dem Schweizer Taschenmesser ("...da muss doch eine smarte/schlanke Lösung möglich sein, oder...?)

4. Eigenschaft: Willenskraft

...die Beharrlichkeit im Anpacken UND Durchstehen von Unwägbarkeiten, Prüfungen, Herausforderungen und dergleichen mehr - alles im Sinne der Fleischwerdung seiner Vision ("...nicht locker lassen, dranbleiben Junge...!")

5. Eigenschaft: Selbstwirksamkeit

...die Fähigkeit und das Vertrauen des Unternehmers in sich selbst, eine Handlung aufgrund seiner Kompetenzen und seiner bisheriger Erfahrung erfolgreich auszuführen zu können ("...ja, klar ich kann das. Ich hab schon Wilderes durchgestanden...")

6. Eigenschaft: Leidenschaft

...hierzu muss ich keinem wohl keinem Unternehmer oder Entrepreneur etwas sagen. Und für diejenigen, die nicht wissen, was Leidenschaft ist und bewirkt, sei dieses Buch empfohlen ;-)

Nun sagen Sie sich vielleicht: "Alles schön und gut. Aber was fange ich nun mit alledem an? Nun, Sie haben drei Optionen:

Drücken Sie die Eins für "Checklisten-Sushi"

Wollen Sie fürs Weiterkommen häppchenweise vorgehen und sich am Checklisten-Sushi-Buffet bedienen? Dann schrammen Sie ganz einfach über die oben aufgeführten 6 Eigenschaften hinweg und stürzen Sie sich aufs nächste Buffet. Ja, Checklisten-Sushi ist auf den ersten Blick verlockend, stillt den Hunger...macht aber auf Dauer nicht satt. Leider.

Drücken Sie die Zwei für "Branson-itis"

Möchten Sie lieber im Sinne der "Branson-itis" einen erfolgreichen Unternehmer/eine erfolgreiche Unternehmerin modellieren? Dann schauen Sie weiterhin empor zu den immergleichen Erfolgsmenschen und deren Unternehmen (die so weit weg und so anders sind als Ihre eigenen Firma). Besuchen Sie Motivations-Seminare und lesen Sie von den großen Vorbildern. Das ist sicher inspirierend aber auf Dauer wohl auch etwas frustrierend, weil es für Sie und Ihr Unternehmen wenig praktikabel ist. Es gibt es gibt nur einen Branson. Und dieser ist dieser so einzigartig wie Sie. Drum...

Drücken Sie die Drei für "strategische Selbstentwicklung"

Möchten Sie lieber an sich selbst arbeiten? Die Charaktereigenschaften und Skills stärken, die - wissenschaftlich erwiesen - das Wachstum Ihres Unternehmens stärken? Dann setzen Sie auf das Konzept der "strategischen Selbstentwicklung". Und wie? Ganz einfach:

Klinken Sie sich aus der operativen Hektik des Alltags aus. Schenken Sie sich nächste Woche einen Tag Zeit. Nehmen Sie Ihr Unternehmer-Journal zur Hand. Und überlegen Sie sich, wie sie die oben erwähnten sechs Eigenschaften schärfen können: Ihre Zielschärfe, Ihre Fähigkeit zur Visionsvermittlung, Ihre Ressourcenfindigkeit, Ihre Willenskraft, Ihre Selbstwirksamkeit und Ihre Leidenschaft.

Wenn Sie dies tun, legen Sie den Grundstein für nachhaltiges Wachstum. Für sich als Unternehmer-Persönlichkeit. Und für Ihr Unternehmen. Und wenn Sie noch etwas Unterstützung für Ihre Selbstreflektion wünschen, dann lade ich Sie ein, auf den nachfolgenden Link zu klicken.

Auf Ihr Wachstum!